Amen, amen, das sage ich euch:
Alles, worum ihr den Vater
in meinem Namen bittet,
das wird er euch geben!
(Joh, 16,23)
Schummriges Licht.
Gedämpfte Stimmen und Essensgeruch.
Da sitzen sie, die Dreizehn.
Zwölf Jünger und Jesus.
Eben hatte er ihnen gesagt, dass sie beten sollten.
Gott bitten sollten in seinem Namen.
Und was sie bitten würden, das würde geschehen …
Was da Johannes sagt in seinem Evangelium, das klingt wie in einem Traum.
Das kann doch gar nicht sein, dass ich etwas erbitte und die Bitte wird mir gewährt.
Das wäre doch zu schön, um wahr zu sein.
Das wäre wie Zauberei.
Alle Ängste plötzlich weg und im Gebet aufgelöst.
Alles Sorgen und alle Aufgaben,
die mich quälen sind wie ausgelöscht.
Frieden sollten die Jünger haben, hatte Jesus gesagt.
Frieden in dieser Welt.
Frieden angesichts aller Ängste.
Frieden in all der Not, die sie umgab.
Vertrauen sollten sie, hatte er gesagt.
Vertrauen, weil er selbst diese Welt überwunden hat.
Diese Welt mit ihren Ängsten und Sorgen...
Am 08. Mai vor 75 Jahren fand der Krieg in Europa sein Ende.
Welche Ängste müssen die Soldaten damals, in den letzten Wochen vor diesem Ende, ausgestanden haben!
Welche Wege fanden sie, mit dem Krieg und der Gefangenschaft umzugehen?
Und wie viele sind gestorben, für einen falschen Führer und eine kranke Idee von Vaterland?
Wie viele sind gestorben, die sich entgegengestellt haben.
Gegen ein 1000 jähriges Reich und gegen all seine Verbrechen.
Wie viele sind gestorben, weil sie im Deutschen Reich und dessen sogenannten Herrenmenschen, keinen Platz haben durften.
Das Ausmaß des Leids und Todes, sind heute in Europa Gott sei Dank nicht mehr vorstellbar.
Dank des Sieges der Alliierten.
Der Krieg ist zu Ende.
Nach dem 8. Mai 1945.
Sicherlich ein Aufatmen, ein Befreiungsschrei in Europa und in der ganzen Welt.
Aber wie verwüstet war es überall auch.
Verängstigte Menschen.
Versprengt in alle Himmelsrichtungen.
Die Familien auseinandergerissen.
Leere Städte, weil kein Haus mehr stand.
Wenig bis keine Nahrung, weil die Kriegsmaschine alles auffraß.
Deutschland teilte sich nun in zwei Hälften mit unsicheren Blicken in die Zukunft:
„Was wird werden?“
„In der Welt habt ihr Angst…“, sagte Jesus.
Ja, da hat er Recht.
Auch 75 Jahre später.
Da wird niemand von uns widersprechen.
Wir Menschen haben Angst, immer wieder.
Vielleicht ist es die Angst, wie das Leben ohne den verstorbenen Ehepartner weitergehen soll.
Oder die Angst vor der Diagnose und Leid.
Oder, dass dein Herz verletzt würde. Von einem, dem du vertraut hattest.
Wenn etwas in dir zerbricht.
Ein kleiner Tod.
Ein Teil von dir stirbt.
Von deiner Hoffnung.
Von deinem Vertrauen.
Jesus sagt
„Was ihr in meinem Namen bitten werdet, das wird der Vater euch geben.“
Wenn es doch nur so einfach wäre.
Beten gegen die Angst.
Beten gegen das, was mich hemmt und erstarren lässt.
Ich glaube nicht, dass das geht.
Das ging damals nicht, als der Krieg sein langsames und quälendes Ende fand.
Und es geht heute nicht, wenn wir unsere kleinen und großen Tode sterben,
jeden Tag wieder.
Es geht nicht darum, dass Gott für uns zaubert.
Die äußeren Umstände verändert, damit sich alles für uns richtet und wir Frieden finden können.
Gott ist kein Wunschautomat.
Keiner, der sich diktieren lässt, was wir Menschen uns gerade wünschen.
Aber Gott ist einer, der nicht wegschaut, wenn wir leiden.
Und er will ganz sicher, dass wir Frieden finden.
Um das Frieden-Finden geht es.
Den Frieden in mir selbst zu finden.
Seinen Frieden damit machen zu können,
was mir geschehen ist und was anderen geschehen ist.
Wenn ich gegen die Angst bete, dann versuche ich, so zu tun, als gäbe es sie nicht.
Rede sie weg.
Blende sie aus.
Und wenn dann die nächste Katastrophe über mich hereinbricht, geht alles von vorne los.
Aber wenn ich mit der Angst bete?
Dann nehme ich sie als Begleiterin in meinem Leben. Nehme sie ernst und stelle mich ihr.
Spreche meine Angst aus und schaue mir an, was ist.
Und was sein könnte…
„Bittet in meinem Namen und der Vater wird es euch geben.
Und habt Frieden, auch in dieser Welt, in der ihr Angst habt.
Denn ich habe sie überwunden.“
So heißt die Verheißung, die Jesus uns mit gibt.
Jedes Gebet gibt Raum.
Für alle Angst.
Jede Sorge.
Jedes Zweifeln.
Jeden Gedanken, wie konnte es nur soweit kommen.
So lüge ich mir nicht vor und weiche nicht aus.
Ich stelle mich der Realität.
Und m Ende kann es dann Frieden geben, den Gott tief in uns drinnen bewirkt.
Das ist Heilung.
Bei Gott , der uns geschaffen hat.
Da ist Raum, um Alles abzuwerfen.
Da ist ein Ort, an dem man freier sein seien kann.
Einige Tage später verstanden die Jünger dieses.
Als sie wieder beieinander saßen und redeten.
Hin- und hergerissen zwischen Trauer und Freude.
Jesus, war hingerichtet worden.
Ist elendig gestorben.
Ist den Weg des Todes gegangen, den jeder einmal gehen wird.
Aber dann kam er zurück ins Leben.
Aber nicht in dieses Lebe, das war ihnen klar.
Er war ein anderer.
Wie verwandelt.
Einer, der wirklich diese Welt überwunden hatte.
Gott eben.
Ein naher Gott.
Ein Gott, der alles von dieser Welt verstanden hat.
Weil er sie schuf.
Und weil er sich dem Leid aussetzte.
Zu Grunde gerichtet wurde er, am Kreuz aufgehängt wie ein Verbrecher.
Er hatte sicher Angst.
Er hat sie ausgehalten.
Und letzten Endes war die Angst nicht größer als Gott.
Sie war aufgehoben in Gott.
In seiner Gegenwart.
In Jesu Namen sollten sie beten.
Also versprach er, im Gebet mit ihnen zu gehen.
Sich ihrem Schmerz und ihrer Angst auszusetzen.
Ihre Gebete mitzubeten.
So ein Gott hat uns wirklich verstanden, und schenkt uns die Freiheit uns selbst zu verstehen.
Auf so einen Gott schauen wir, wenn wir das Kreuz sehen, und ihn anbeten.