Gottesdienst mit „Umlaufabendmahl“ in Ochtersum und Buttforde!

Thu, 01 Apr 2021 08:14:09 +0000 von Thea Janssen

Durch die Regelungen der Pandemie wird in diesem Jahr eine uralte Tradition wiederbelegt, die die Urgroßeltern noch erlebt, die Großeltern noch kannten, von den nachfolgenden Generationen aber vergessen wurde: das „Umlaufabendmahl“.
Diese Tradition geht noch auf die katholische Zeit zurück. 
 
In Ostfriesland sind in den Reformationswirren einige wenige Ältere mit ihren Aufsätzen, den sogenannten „Retabeln", erhalten geblieben, sodass die Form des „Umlaufabendmahls“ noch längere Zeit bestehen bleib und gepflegt wurde. Erst nach dem 2. Weltkrieg verlor diese Tradition an Bedeutung und wurde durch das Gemeinschaftsabendmahl ersetzt, wo sich die Gemeinde vor dem Altar versammelt. 
Die alten Kniebänke links und rechts des Altars aber geben noch Zeugnis von der alten Form, das Abendmahl allein vor dem Altar zu feiern. 
 
Durch die Bedingungen, die die Pandemie uns vorgibt, kam diese Form wieder in den Blick, da sie geeignet ist, das Abendmahl in angemessener Form zu feiern.   
Man nimmt sich das Brot vom Altartisch und geht dann hinter der Retabel - dem Altarbild - vorbei und verzehrt das Brot. Dann kommt man hinter der Wand wieder vorbei und kann sich auf dem Altar einen Becher Wein oder Traubensaft nehmen. Auf die Kollekte, die früher üblicherweise hinter der Wand eingesammelt wurde, wird dabei allerdings heute verzichtet.
 
Diese Form des „Umlaufabendmahls“ bot sich an, da man nur Einzeln hinter der Wand entlanglaufen kann. Dort kann man in aller Ruhe die Maske abnehmen, das Brot verzehren, um sich dann einen Abendmahlsbecher zu nehmen und den Wein zu trinken. 
Zwar geht der Gemeinschaftsaspekt bei dieser Form ein wenig verloren, aber die Begegnung und Möglichkeit, einmal „hinter die Fassade“ des Altars zu schauen, dürfte den Verlust mehr als ersetzen. 

Heute werden hinter der Retabel oft Leitern und andere Geräte gelagert, so dass man die Rückseite nicht sehen kann. Für die Ostergottesdienste wurde in Ochtersum und Buttforde der Platz geschaffen, um dieses einmalige Erlebnis möglich zu machen.  
 
Beide Kirchen verfügen über wunderschöne Altarbilder. In Ochtersum befindet sich ein barocker, nachreformatorischer Flügelaltar, mit sieben beeindruckenden Bildern, der vor die alte steinerne, mittelalterliche Altarwand gesetzt wurde. 
In Buttforde finden wir einen gotischen Schnitzaltar aus dem 15. Jhd, der zu den herausragenden Kulturdenkmälern und Sehenswürdigkeiten Ostfrieslands gehört. 
Von den insgesamt über 100 Altarbildern überstanden nur 8 den sogenannten „Bildersturm“ der Reformationszeit. 
Bei dieser Gelegenheit kann man die Altäre aus nächster Nähe erleben und erhält zudem einen Einblick „hinter die Fassade“, der sonst verwehrt ist. 
Der Gottesdienst an Ostern mit Umlaufabendmahl findet in Ochtersum um 10 Uhr und in Buttforde um 11 Uhr statt und wird von Pfarrer Schmidt geleitet. 
Quelle: Pastor Schmidt
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