Woche fünf
Langsam ist es gut, finde ich. Am Anfang konnte ich mich mit den Ausnahmeregeln noch arrangieren und wie selbstverständlich konnte ich auch in und mit ihnen leben. Auch weil die Angst erdrückend war. Wann kommt die Welle nach Holtriem? Wer wird sich nicht nur anstecken, sondern zeigt auch ernste Symptome? Und werde auch ich unter Ihnen sein ?
Nun bin ich ungeduldig, wenn auch die Angst geblieben ist. Aber das Durchhalten fällt schwerer. Es ist wohl doch ein Marathonlauf. Kein schneller Sprint zum Sieg. Bis die Welt Corona im Griff hat bzw. wir auch gewohnt weitermachen können wird, es wohl noch lange dauern .
„Bis Ostern“ dachte ich lange. Bis Ostern noch durchhalten. Dann kommen die Nachrichten, dass das Leben weitergeht. Die Kinder und Jugendlichen dürfen wieder in die Schule. Die Geschäfte haben wieder auf und die Wirtschaft wirtschaftet weiter. Und unsere Gemeinde kehrt zum Tagesgeschäft zurück, inkl. des Feierns unserer Gottesdienste.
Nach Ostern kommt die Auferstehung. So richtig Auferstehung.
Das dachte ich, aber Pustekuchen. Heute fühle ich mich wie der ungläubige Thomas. Der es erst glauben kann, wenn er es sieht und fühlt. Und der Name für den heutigen Sonntag im Kirchenjahr passt auch nicht, wie ich finde: Quasimodogeniti, das heißt, wie neu geboren. Ostern ist wie der Anfang eines neuen Lebens.
Die Bibel erzählt, das Ostern langsam geschieht. Am Anfang steht der Schock des Todes. Unter der Last des Kreuzes trauern die Jüngerinnen und Jünger. Die Osterfreude, dass Jesus nicht starb und nun wieder unter den Lebenden ist, dringt nur langsam durch.
Die Frauen am Grab können es kaum fassen. Die Jünger, die nach Emmaus gingen, verstanden es erst nicht. Und auch Thomas ist nicht der schnellste, als er davon hörte, dass Jesus nicht tod ist, sondern weiter Gottes Wort zu den Menschen bringt.
Er muss sich erst voran tasten. Gegen seine Trauer und seinen Zweifel. Gegen seine Angst und vielleicht seine Ungeduld.
Ostern kommt langsam und ganz anders als gedacht. Ostern lässt nicht alles ungeschehen, was schwer auf dem Herzen liegt, sondern zielt genau in dieses schwere Herz und will es leichter machen. Das geschieht nicht mit einem großen Knall, „bam“ hier ist die Auferstehung, sondern sie kommt zu jedem anders.
Zu den Frauen am Grab kommt eine engelsgleiche Gestalt in Licht und Gloria und sagt: „Habt keine Angst“. Zu den Emmausjüngern kommt ein guter Zuhörer, der sich zunähst einfach nur einmal Zeit nimmt. Und zu Thomas kommt er auch, obwohl er Angst hatte, dass er schon vergessen wurde.
Gott kommt. Jesus kommt. Ostern kommt. Schritt für Schritt. Dort, wo mein Herz schwer ist, um es zu verwandeln, quasi wie neu geboren.
Jesus zeigt sich den Jüngern und Thomas (Joh 20)
24 Thomas, der auch Didymus genannt wird,
gehörte zum Kreis der Zwölf.
Er war jedoch nicht dabei gewesen,
als Jesus gekommen war.
25 Die anderen Jünger berichteten ihm:
»Wir haben den Herrn gesehen!«
Er erwiderte:
»Erst will ich selbst die Löcher von den Nägeln
an seinen Händen sehen.
Mit meinem Finger will ich sie fühlen.
Und ich will meine Hand
in die Wunde an seiner Seite legen.
Sonst glaube ich nicht!«
26 Acht Tage später waren die Jünger wieder beieinander.
Diesmal war Thomas mit dabei.
Wieder waren die Türen verschlossen.
Da kam Jesus noch einmal zu ihnen.
Er trat in ihre Mitte
und sagte:
»Friede sei mit euch!«
27 Dann sagte er zu Thomas:
»Nimm deinen Finger
und untersuche meine Hände.
Strecke deine Hand aus
und lege sie in die Wunde an meiner Seite.
Du sollst nicht länger ungläubig sein,
sondern zum Glauben kommen!«
28 Thomas antwortete ihm:
»Mein Herr und mein Gott!«
29 Da sagte Jesus zu ihm:
»Du glaubst,
weil du mich gesehen hast.
Glückselig sind die,
die mich nicht sehen
und trotzdem glauben!«