Woche drei
Heute wäre eigentlich der große Tag gewesen. 15 Jugendliche wollten ihre Konfirmation feiern. Eines der Highlights im Kirchenjahr am Sonntag Palmarum. Volles Haus. Viele lachende Gesichter und aufgeregte Konfis. Ich hätte gerne mit ihnen gefeiert, dass sie auf dem Weg sind hin zum Erwachsensein und dass sie ja zu Gott sagen und Gott auch ja zu ihnen sagt. Genau wie damals vor fast 2000 Jahren, als sich Jesus auf den Weg machte und in Jerusalem einzog und damit die Ostergeschichte beginnt. Gottes größtes Ja, dass er uns sagt.
Doch vor drei Wochen wurde alles abgesagt. Das macht mich gerade traurig. Denn es steht auch für so vieles, was abgesagt wurde, auf dass man sich gefreut hat. Boßelwettkämpfe, Urlaube, das Osterfeuer, Geburtstage und ebend auch die Gottesdienste auf dem Weg zum Osterfest.
Gestern bin ich herumgefahren und habe Post an die Jugendlichen verteilt. Eine kleine Grußkarte, die sagen soll, dass wir sie als Kirchengemeinde nicht vergessen haben und dass wir alles nachholen, wenn es soweit ist, auch wenn das „Wann“ ungewiss ist.
Viele Konfi-Eltern habe ich dabei zwischen Tür und Angel oder bei der Gartenarbeit getroffen.
Mich hat es gefreut, wie gut alle mit der Situation klar kommen, wenn auch manche Sorge da ist. Auch wenn den Jugendlichen droht, die Decke auf den Kopf zu fallen, ohne Schule und die Clique, ist da jetzt viel Zeit für die Familie, für den Garten und für sich selber. Die Welt dreht sich langsamer. „Es ist ein bisschen so wie vor 30, 40 Jahren“, sagte eine Mutter.
Geschenke Zeit, dachte ich und, dass dieses Virus nicht nur Schlechtes bewirkt. Und ich dachte, dass wir auch lernen müssen, dass, was wir jeden Tag so selbstverständlich leben, gar nicht so selbstverständlich ist.
Darüber werde ich predigen. Dann, wenn es soweit ist und wir die Konfirmation in Ochtersum feiern werden. Mit 15 Jugendlichen auf dem Weg zum Erwachsensein, was ebend genau das heißt: Dass das Alte nie selbstverständlich ist und die Zukunft alles ändert. Dass aber überall Gottes Segen ist, der uns allen seid der Taufe begleitet. Und dass Gott sich auf dem Weg macht. Nicht nur an Palmarum und der Konfirmation, sondern all unser Leben lang wir ihn entdecken können.